An der Börse starten
Wie startet man eigentlich an der Börse? Was sind die ersten Schritte und worauf sollte man achten? In unserem Beitrag erfahrt ihr einiges darüber.
Wer schnell an der Börse reich werden möchte, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit das Gegenteil erreichen. Bei der Suche nach der finanziellen Unabhängigkeit ist Geduld und Ausdauer gefragt. Denn der wahre Grund für Vermögenszuwachs ist nicht das wilde Spekulieren an der Börse. Es ist der Zinseszins, der mit einiger Verzögerung eintritt. Dieser wirkt jedoch meist erst ab einem Zeitraum von mehr als 10 Jahren. Damit man sein Depot über einen so langen Zeitraum aus- und aufbauen kann, bedarf es eines Fundaments. Eine breite Streuung über viele Sektoren und Ländern haben sich dabei durchaus bewährt. In einem Depot zum Vermögensaufbau haben Zertifikate und Optionen nichts verloren, ihr setzt euch nur einem schwer kalkulierbaren Risiko aus. Selbst professionelle Investoren verlieren immer wieder massiv Geld mit diesen Produkten. Geht auch nicht mit überzogenen Renditeerwartungen an die Sache heran, in der Regel könnt ihr mit 6-8% pro Jahr an Kapitalzuwachs rechnen. Ich stelle euch zwei Depot Varianten vor, mit denen der Start am Kapitalmarkt gelingen kann.
1. Variante ETF Depot
Hier könnt ihr euch ein Depot mit nur einem einzigen ETF zusammenstellen. Hierfür sind ETFs geeignet, die einen World oder All-World Index nachbilden. Nachdem Ihr euch einen ETF-Anbieter und den entsprechenden Index ausgesucht habt, ist die meiste Arbeit getan. Ob World oder All-World ist ein bisschen Geschmackssache, denn die Ländergewichtung fällt jedes Mal ein bisschen anders aus. Es gibt auch einen Unterschied bei den Index Anbietern selbst. Die beiden größten sind FTSE und MSCI, bei MSCI wird Südkorea als Schwellenland angesehen, FTSE bewertet das anders. Das macht sich dadurch bemerkbar das im FTSE-Index zum Beispiel Samsung enthalten ist und im MSCI nicht.
Das Problem mit den sogenannten Schwellenländern kann durch die sogenannte 70/30 Strategie umgangen werden.
Bei dem 70/30 ETF-Portfolio handelt es sich um den Dauerbrenner im ETF-Bereich. Das ganze Depot besteht aus zwei ETFs. Dabei werden 70% des Kapitals in einem MSCI-World ETF angelegt, die restlichen 30% gehen in einen ETF auf den Emerging Market. Der Emerging Market beinhaltet Länder, die im MSCI World nicht gelistet sind, hierzu zählen z.B. Chile, Griechenland, Thailand und Kolumbien. Insgesamt zählen im MSCI-Emerging-Market-ETF 24 Länder. Mit dieser Anlagestrategie möchte man vom Aufstieg der sogenannten Schwellenländer profitieren und auch das starke Übergewicht der USA im MSCI World kann man reduzieren. Einer Sache muss man sich bei Schwellenländern aber bewusst sein, die Stabilität dieser Länder kann schnell ins Negative umschlagen. Es gibt sehr oft ein politisches Risiko und auch die finanzielle Stabilität ist nicht immer gegeben.
Ein besonders hohes Risiko im Emerging Market ETF ist die Gewichtung von China (26%) und Taiwan (15%). Eine Eskalation in diesem Konflikt würde sich auf das ETF sehr negativ auswirken.
Mit einem breit aufgestellten ETF-Depot macht ihr auf lange Sicht wenig falsch. Es ist das einfachste und kostengünstigste Produkt, das es am Finanzmarkt gibt.
Zur ETF-Suche und Auswahl kann ich euch die Seiten von extraETF und justETFempfehlen. In meinem vorherigen Artikel habe ich euch bereits die wichtigsten ETF-Anbieter vorgestellt. Auch auf deren Seite kann man nach den entsprechenden ETFs suchen.
Meine persönliche Buchempfehlung zum Thema ETF ist: „So werden Sie reich wie Norwegen: Genial einfach ein Vermögen aufbauen.“ von Clemens Bomsdorf.
2. Variante Einzelwerte Depot
Das Einzelaktien-Depot ist eine sehr zeitaufwendige Art der Kapitalanlage. Es ist nämlich nicht damit getan eine Aktie zu kaufen, die in den Medien stark beworben wird. Das Depot muss breit differenziert sein. Als Faustformel würde ich das Depot wie folgt aufbauen:
Als erstes mache ich mir Gedanken über die Branchenaufteilung. Hierbei bietet sich folgende Aufteilung an: Finanzen, Hightech, Markenartikel, Mischkonzerne, Gesundheit, Chemie, Konsum, Energie, Handel und sonstige. In diesen 10 Kategorien sucht man sich jetzt jeweils ein Unternehmen, das über eine hohe Marktkapitalisierung verfügt, mindestens 10 Milliarden US-Dollar aufwärts. Diese 10 Aktien bilden euer Fundament, mit den Jahren können weitere Unternehmen nach diesem Schema dazu kommen. Als eine gute Größe haben sich Depots mit einer Unternehmensanzahl von 20-30 Einzelpositionen gezeigt. Ich persönlich strebe ein Einzelwerte-Depot mit 50 Unternehmen an, so möchte ich ein Einzelausfallrisiko von 2% erreichen.
Zudem ist ein sogenannter Burggraben von großem Vorteil. Dieser Burggraben bedeutet, dass das Unternehmen einen dauerhaften Wettbewerbsvorteil hat, dieser sollte mittel- bis langfristig bestehen.
Nach dieser Auswahl kommt die Länderaufteilung, ihr werdet merken, dass man nach diesen Kriterien schnell ein Übergewicht an US-Unternehmen bekommt. Da auch in den großen Indizes die USA mit 40-70% Gewichtung vertreten sind, kann man sich bei der Auswahl an diesem Wert orientieren.
Auch die Rentabilität und Verschuldungsgrad sind wichtige Faktoren bei der Aufstellung eines solchen Depots. Wahre Experten in diesem Bereich sind Christian W. Röhl und Tobias Kramer, die beiden geben regelmäßig mit ihrer Sendung echtgeld.tv - YouTube sehr guten Content. Dabei besprechen sie Aktien und ETFs gleichermaßen.
Wie man eine Aktie bewerten kann, erklärt euch auch der YouTube-Kanal Finanzgeschichten.
Das Fundament
Alle Depot-Varianten haben jedoch eine Gemeinsamkeit, ihr könnt das Depot über Jahre hinweg mit Sparplänen aufbauen. Dadurch läuft man nicht Gefahr am absoluten Hoch einzusteigen und dann vielleicht einen mehrmonatigen Bärenmarkt mitzumachen. Einen größeren Kauf kann man so auf 12-24 Monate strecken, dabei erhält man am Ende einen schönen Durchschnittspreis. Das Fundament würde ich über einen All-World-ETF aufbauen, da ihr damit wenig Arbeit habt. Man kann sich an die Marktschwankungen gewöhnen und lernt, wie der Markt auf Veränderungen reagiert.
Eine ständige Fortbildung zu dem Thema finde ich ebenso unablässig, das kann auch schon der Erfahrungsaustausch mit anderen Anlegern sein. Dabei geht es nicht darum seine Gewinne miteinander zu vergleichen. Hört euch dabei einfach die Fehler an, die gemacht wurden. In vielen Fällen werdet ihr merken das die Gier nach schnellen Gewinnen oft das Gegenteil bewirkt hat. Börse ist kein Sprint, sondern ein Dauerlauf, auf dem wir euch in diesem Blog die nächsten Jahre gern begleiten wollen. Deutschland ist was Geldanlage angeht ein Entwicklungsland, lasst uns das gemeinsam ändern.