Die Macht des Dollars

Der US-Dollar ist eine der mächtigsten und am weitesten verbreiteten Währungen der Welt. Wie wurde die Währung so mächtig und wie sicher ist diese Macht? Wir gehen in unserem Beitrag drauf ein.

Warum fallen die Wörter „Macht“ und „Währung“ so oft in einem Satz? Einst sagte John Connally, US-Finanzminister unter US-Präsident Nixon:

„Der Dollar ist unsere Währung, aber euer Problem.“.

Wir möchten in diesem Beitrag näher auf die Geschichte des Dollars eingehen und auf die Macht, die mit ihm einhergeht.

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Damit keine Verständnisprobleme entstehen, ist es von Vorteil die gängigen Notierungsarten von Währungen zu verstehen.

Geschichte

Seinen Ursprung hat der Dollar eigentlich schon im Jahr 1690, offiziell eingeführt wurde er aber erst 1785. Um ein flexibles Finanzsystem zu etablieren, welches sich auf die Bedürfnisse der Wirtschaft und des Landes anpassen kann, gründete man im Jahr 1913 die Federal Reserve Bank (kurz: FED). Die FED ist die Zentralbank Amerikas und sollte ursprünglich das dezentrale Zentralbanksystem aufrechterhalten. Die Aufgabe war es eine Mindestreserve an Gold bei den Mitgliedsbanken zu garantieren.

Inzwischen sind die Hauptaufgaben der FED die Festlegung des Leitzinses, sowie die Regulierung der Geldmenge.

Federal Reserve System und Bank

Wie vorgehend erläutert, wird die Geldpolitik durch das Federal Reserve System bzw. der Federal Reserve Bank gesteuert, abgekürzt wird beides mit „FED“.

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Die FED ist unabhängig und besteht aus 12 regionalen Mitgliedsbanken, aktueller Vorsitzender ist Jerome Powell. Gegenüber der Regierung ist sie nicht rechenschaftspflichtig und damit unabhängig, lediglich gegenüber der Öffentlichkeit und dem Kongress muss sie Rechenschaft ablegen.

Der Kongress hat für das Federal Reserve System im Wesentlichen zwei Ziele festgelegt:

  1. Maximale Beschäftigung
  2. Inflationsziel von 2,00 %

Die FED versucht diese beiden makroökonomischen Ziele gleichermaßen in ihrer Geldpolitik zu berücksichtigen.

Aktuell ist die FED damit beschäftigt die Inflation in den USA auf die Zielvorgabe von 2,00 % zurückzubringen, um dies zu tun, verteuerte sie den Preis des Geldes. Der Preis des Geldes ist der Zins und gemeint ist der Leitzins, also der Zins, unter dem sich Kreditinstitute untereinander Geld leihen können und die Preise natürlich an die Verbraucher weitergeben.

Wenn das Geld teurer wird, können sich weniger Leute einen Kredit leisten und die Nachfrage geht dementsprechend zurück, was inflationsdämpfend wirkt. Der Leitzins in den USA wird „Federal Funds Rate“ genannt und liegt aktuell in einer Spanne zwischen 5,25 – 5,50 %.

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Der Chart zeigt die „Federal Funds Effective Rate“, dies ist der Zinssatz, welcher im Interbankenhandel im Durchschnitt gezahlt bzw. gewährt wird.

Die FED kann mit ihren Entscheidungen direkt den US-Dollarkurs beeinflussen und die Währung auf bzw. abwerten, ferner noch hat die FED Einfluss auf andere Zinssätze und Wechselkurse und beeinflusst damit auch die globalen Finanzmärkte.

Bretton-Woods-System

Zurück zum „greenback“, so wird der US-Dollar umgangssprachlich oft genannt, aufgrund der grünen Gestaltung der Rückseite.

Wie wurde der Dollar zur Leitwährung der ganzen Welt?

Die Antwort auf diese Frage kann man wohl gut mit „Bretton Woods“, einem Stadtbezirk in New Hampshire, beantworten. Dort wurde 1944 die Konferenz von Bretton Woods abgehalten, bei welcher die Weltbank gegründet und der Internationale Währungsfonds ins Leben gerufen wurde.

Inhalte des Bretton-Woods-Vertrages

Alle Währungen sollten ein fixes Wechselverhältnis zum US-Dollar haben. Außerdem wurde festgelegt, dass eine Unze Gold einen festen Wert von 35 USD haben. Die Währung wurde also an Gold gebunden, es entstand ein „Gold-Dollar-Standard“.

Alle teilnehmenden Staaten verpflichteten sich, die Kurse ihrer Währungen in den festgelegten Bandbreiten zu halten. Sollten die Kurse sich aus der Bandbreite bewegen, musste gekauft bzw. verkauft werden, also eine aktive Handlung des Staates auf dem Devisenmarkt erfolgen!

Ziel des Vertrages

Nach dem zweiten Weltkrieg war Europa gespalten und die Währungskurse instabil, was zu vielen weiteren Problemen führte. Um Europa wieder zu stärken und zu einem starken Handelspartner der USA machen, trafen sich Vertreter von 44 Nationen 1944 in Bretton Woods!

Ein weiteres wichtiges Ziel des Abkommens war es, dass die Wechselkurse zwischen den Währungen wieder stabilisiert werden sollten, um so einen globalen Handel zu erleichtern und zusätzlich die Weltwirtschaft anzukurbeln. Des Weiteren wollte man vermeiden, dass die es unter den Nationen zu einem „Abwertungswettlauf“ kommt, also einer gezielten Abwertung seiner eigenen Landeswährung.

Einen solchen Abwertungswettlauf hat es bereits in den 1930er Jahren gegeben, die Länder wendeten sich vom Goldstandard ab und werteten ihre Währungen immer extremer ab, um die Produkte im Welthandel günstiger erscheinen zu lassen und somit höhere Nachfragen zu generieren bzw. die Exporte zu treiben!

Gold-Dollar-Standard seit 1944

Bereits vor dem ersten Weltkrieg waren die meisten Währungssysteme an Gold gekoppelt, bis zur Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren versuchten viele Länder auf dieses System zurückzukommen. Nach dem zweiten Weltkrieg stand die Frage Gold-Standard ja oder nein erneut im Zentrum.

Der Bretton-Woods-Vertrag beinhaltete zwei zentrale Punkte:

  • feste Wechselkurse aller Währungen (der teilnehmenden Nationen) zum US-Dollar, die US-Notenbank verpflichtete sich Gold für 35 USD je Feinunze zu kaufen
  • zur Überwachung des Systems wurde der Internationale Währungsfonds (IWF) geschaffen

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Wieso scheiterte das System?

Die USA hielten am Ende des zweiten Weltkrieges 2/3 aller weltweiten Goldreserven. Die Währungen waren durch Bretton-Woods an den Dollar gekoppelt und der Dollar selbst an Gold.

Ende der 70iger Jahre kam es zum Zusammenbruch des Systems, da die Menge an Dollar, die Menge an Gold deutlich überstieg und ein Tausch somit nicht mehr möglich war. Am … verkündete … das Ende des Gold-Standards und damit auch das Ende des Bretton-Woods-Systems.

Rolle als Leitwährung

Die Rolle als Leitwährung hat der Dollar mit Einführung von Bretton-Woods erhalten und bis heute nicht verloren. Eine Leitwährung charakterisiert sich insbesondere dadurch, dass international wichtige Transaktionen getätigt werden, außerdem muss sie als Anlage- und Reservewährung fungieren.

Sie muss also uneingeschränkt in andere Währungen konvertierbar sein und außerdem muss sie liquide genug sein, also in ausreichender Menge verfügbar. Der USD kann genau das bieten, da die USA über einen sehr gut entwickelten Kapitalmarkt verfügen, welcher die globale Nachfrage nach Dollar gewährleisten kann.

Außerdem ist es entscheidet, dass die Leitwährung auch international anerkannt wird. Hierzu muss das Leitwährungsland über eine solide Geld- und Finanzpolitik verfügen und eine hohe makroökonomische Stabilität besitzen. Des Weiteren sollte das Land international auch politisch eine entscheidende Rolle in der Weltwirtschaft spielen.

Was macht den US-Dollar also zur Leitwährung?

  1. die gegebene Liquidität
  2. Tiefe und Größe des amerikanischen Kapitalmarkts
  3. Wirtschaftliche und militärische Stärke der USA

Keine Bank der Welt kann sich erlauben, sich vom US-Kapitalmarkt abzukoppeln. Nehmen wir Russland da als eine der wenigen Ausnahmen raus.

Bleibt zuletzt die Frage offen, wie China die Vormachtstellung der USA ablösen will? Die chinesische Regierung ist in den letzten Jahren erneut negativ dadurch aufgefallen, dass sie massiv in den Kapitalmarkt eingegriffen hat! Sowas kommt bei globalen Anlegern nicht gut an und wird nicht dazu führen, dass China ein Leitwährungsland wird.

Zukunft?

Werfen wir zuletzt noch einen Blick auf die Zukunft des Dollars. Die einzige Assetklasse die so richtig gut in diesem Jahr funktioniert, ist der US-Dollar. Was den meisten Anlegern wohl zugute kommt, da diese Anlageklasse in vielen Depots übergewichtet ist. Der Dollar ist so stark wie seit 20 Jahren nicht mehr, wenn ihr euch den Kursverlauf seit 2002 anschaut (im Vergleich zum Euro) könnt ihr den Dollar „lachen“ sehen.

Für den Kampf gegen die Inflation ist der starke USD von unschätzbarem Wert für die USA, wir wollen euch das kurz erläutern:

Die USA sind ein sehr importabhängiges Land, besonders Konsumgüter werden in größer Mengen importiert. Durch die Stärke des Dollars können diese Güter aber günstiger eingekauft werden.

Hierzu ein Beispiel (fiktive Zahlen zur Vereinfachung):

Beispiel 1

Kauf von 100 Waren aus Deutschland (Januar 2021)

Preis 1 € pro Ware = 100 €

Kurs Euro/USD = 1,20 (heißt für einen Euro bekommen wird in Deutschland 1,20 Dollar)

= Der Amerikaner muss also seine Dollar in Euro tauschen, um die Ware kaufen zu können, da wir natürlich Euro haben wollen. Er tauscht also 120 Dollar und bekommt dafür 100 €.

Beispiel 2

Kauf von 100 Waren aus Deutschland (Januar 2022)

Preis 1 € pro Ware = 100 €

Kurs Euro/USD = 1,00 (heißt Parität, für einen Dollar gibt es genau einen Euro).

= Der Amerikaner muss jetzt also weniger ausgeben als noch im letzten Jahr, nämlich 20 Dollar weniger und spart damit Geld.

Warum ist das gut gegen die Inflation? Würde der Dollar statt seiner Stärkephase eine Schwächephase erleben, müsste der Amerikaner zusätzlich zu der Teuerung durch die Inflation noch eine Teuerung durch das Wechselkursverhältnis hinnehmen, was dazu führen würde, dass die Teuerung im Land noch weiter zunimmt.

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Auch wenn die Stärke des Dollar aktuell noch von Vorteil ist, so kommen auch einige negative Effekte mit ihr daher, wie ihr aus der Grafik entnehmen könnt. Die FED ist gezwungen die Zinsen anzuheben, um die Inflation zu schwächen, was zu einer Aufwertung der Währung führt.

Der Preis des Geldes ist der Zins, wird der Zins angehoben, steigt der „Wert“ der Währung.

Da der USD die Leitwährung ist und viele global benötigte Rohstoffe in ihr gehandelt werden, sind die Zentralbanken der anderen Länder gezwungen ebenfalls eine Zinsanhebung durchzuführen, um eine Abwertung ihrer Währung zu verhindern und die Gefahr der importierten Inflation zu verringern.

Cash is Trash?

Bei einem Leitzins von über 5,00 % in den USA wird weiterhin viel Geld in das Land fließen und die Nachfrage nach Dollar auf einem hohen Niveau bestehen lassen. Die Liquidität könnte dadurch in anderen Ländern knapp werden.

Durch die langfristigen Nachteile für die Industrie in den USA durch einen starken Dollar, wird es nicht im Interesse der Politik sein, dass der Dollar langfristig auf diesem Niveau bleibt!