Fehler vermeiden
Jedem passieren Fehler beim Investieren, viele sind aber vermeidbar und meist ärgert man sich im Nachhinein. Wir gehen deswegen auf die häufigsten Fehler bei der Geldanlage ein.
Die deutschen Anleger- und Kapitalmärkte erleben oft eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Einst warb Manfred Krug für die Telekom Aktie, die als "Volksaktie" bekannt war und in den Jahren 1996 bis 2000 ein Verkaufsschlager war. Am Ende des Hypes stand ein Kursgewinn von 700% innerhalb von 4 Jahren. Was dann geschah, ist das beste Beispiel für ein Trauma und hat die deutsche Anlagekultur nachhaltig geprägt (so sollte man denken). Die Bewertung der Aktie war übertrieben, vor allem die Immobilienwerte der Telekom waren zu hoch bewertet. Innerhalb von nur 3 Monaten fiel der Kurs um 40%. Man könnte denken, dass man mit einem solchen Abschlag wieder auf der sicheren Seite ist, da das Geschäft der Telekom intakt war. Aber oft kommt es anders als erwartet. Am Kapitalmarkt braute sich etwas zusammen, das sich keiner hätte vorstellen können. Heute ist dieses Ereignis als die sogenannten "neuen Märkte" in Erinnerung. Dies führte dazu, dass die Telekom Aktie direkt in die nächste Abwärtsentwicklung gezogen wurde. Am Tiefpunkt notierte die Telekom Aktie weit über 90% unter ihrem Allzeithoch. In diesem Artikel möchte ich euch die gängigsten Fehler am Kapitalmarkt zeigen.
Home Bias
Gern kauft man sich Aktien von Unternehmen mit denen man selbst zu tun hat oder man erhält von seinem Arbeitgeber direkt Mitarbeiteraktien. Es spricht absolut nichts dagegen, diese Aktien in seinem Depot zu haben. Der Fehler besteht darin, ausschließlich diese Unternehmen im Depot zu haben. Was passiert, wenn es in Deutschland wirtschaftlich einmal nicht so gut läuft? Dann könnte es mit so einem Depot, mit hoher Wahrscheinlichkeit, überproportional bergab gehen. Wenn Ihr aber auf eine ausgewogene Länderauswahl achtet, kann das Risiko vermieden werden.
Alles auf eine Aktie
Das große Problem bei der Telekom-Aktie war, dass viele Anleger ihr komplettes Depot mit nur dieser einen Aktie gefüllt hatten. Manche investierten sogar ihre gesamten Ersparnisse in dieses Wertpapier. Man könnte denken, dass ein solch banaler Fehler heute nicht mehr passiert, aber leider ist dies nicht der Fall. Man denke nur an die Krypto-Community, eine andere Geschichte, aber der gleiche Fehler. Auch am Aktienmarkt gibt es ein aktuelles Beispiel: Tesla. Eine nicht unerhebliche Anzahl von Anlegern haben nur diese Aktie im Depot, manche sogar mit Krediten gekauft. Wer sich ein diversifiziertes Depot mit Einzelaktien aufbauen möchte, sollte mindestens 10 verschiedene Unternehmen aus 10 unterschiedlichen Branchen auswählen.
Liquidität
Bei Anlegern entsteht oft ein Verkaufsdruck, wenn sie nicht mehr liquide sind. Daraus leitet sich eine der wichtigsten Regeln ab: Verwendet kein Geld am Kapitalmarkt, das ihr kurzfristig wieder benötigt. Als Faustregel gilt: verwendet nur Geld, auf das ihr die nächsten 10 Jahre verzichten könnt. So lauft ihr nicht Gefahr, dass ihr Aktien verkaufen müsst, um Rechnungen zu bezahlen. Auch sogenannte Wertpapierkredite sind eine gefährliche Falle und können euch in erhebliche Schwierigkeiten bringen.
Kauft keinen Hype
Es hört sich verlockend an, dass die Aktie XY sich in den nächsten Monaten verdoppeln wird. Es wäre jedoch ratsam, Aktien, die z.B. in sozialen Medien beworben werden, genau zu überprüfen, unabhängig davon, ob es sich um eine polnische Softwarefirma oder den nächsten heißen Kandidaten im Bereich Wasserstoff handelt. Es ist selten, den richtigen Einstiegspunkt zu finden und es ist noch schwieriger, den Ausstieg zu finden. In den letzten Jahrzehnten gab es viele Fälle von "Pump and Dump", bei denen eine Aktie mit geringer Liquidität ausgewählt wird. Dann wird in die Aktie investiert und der Kurs gezielt gesteigert. Kanadische Minenaktien sind hier ein berüchtigtes Beispiel. Nachdem die Aktie weit genug gestiegen ist, verkauft die Person ihre Anteile. Am Ende resultieren oft massive Kursverluste für die restlichen Anleger.
Undurchsichtige Geschäftsmodelle
Am Anfang habe ich geschrieben, dass man denken könnte, dass die deutschen Anleger aus ihren Erfahrungen mit der Telekom gelernt hätten. Leider war das nicht bei allen der Fall. Der jüngste große Skandal an der deutschen Börse beweist genau das Gegenteil. Die Firma Wirecard dürfte für viele Anleger fast einen 100%igen Totalverlust bedeutet haben. Die Liste der Verfehlungen ist lang. Warren Buffett hat einmal gesagt, dass er nur Firmen kauft, bei denen er das Geschäftsmodell versteht. Auch der Neue Markt in den 2000er Jahren scheiterte an diesem Grundsatz. Es gab wenig Interesse an den Bilanzen der Unternehmen und oft wurde nicht nach ihrer Rentabilität gefragt. Man kaufte alles, was nur dem Namen nach mit dem Internet zu tun hatte. Wenn ihr euch für eine Kapitalanlage entscheidet, stellt kritische Fragen: Was macht diese Firma? Gibt es Gewinne? Wie hoch ist die Marktkapitalisierung? Ein Blick auf die Zusammensetzung der Geschäftsführung und deren Lebensläufe kann manchmal auch nützlich sein. Ich kenne einige Personen, die nie in Wirecard investiert haben, mit der Begründung, dass sie kein gutes Gefühl bei den Geschäftsführern hatten. Sie lagen wahrscheinlich mit ihrem Bauchgefühl richtig. Oft macht man sich beim Autokauf mehr Gedanken als bei seiner Kapitalanlage.
Emotionen überwiegen
Anleger lassen sich oft von Angst oder Gier leiten, anstatt sich auf Fundamentaldaten und langfristige Trends zu konzentrieren. Dies kann dazu führen, dass Anleger Aktien zu überhöhten Preisen kaufen oder verkaufen, wenn der Markt fällt.
Timing ist alles
Viele Anleger denken, dass sie den perfekten Zeitpunkt finden müssen, um Aktien zu kaufen oder zu verkaufen. Dies kann jedoch sehr schwierig sein, da der Markt oft unvorhersehbar ist. Stattdessen sollten Anleger sich auf eine langfristige Anlagestrategie konzentrieren und Aktien kaufen, wenn sie unterbewertet sind und verkaufen, wenn sie überbewertet sind.
Zu viel diversifizieren
Eine zu große Diversifikation kann dazu führen, dass Anleger ihre Gewinne auf viele unterschiedliche Aktien aufteilen und dadurch keine signifikanten Gewinne erzielen. Es ist wichtig, ein ausgewogenes und gut recherchiertes Portfolio aufzubauen, um die Risiken zu minimieren.
Zu viel Vertrauen in Analystenmeinungen
Anleger sollten nicht blind auf Analystenmeinungen vertrauen, da sie oft von den Interessen der Unternehmen beeinflusst werden können. Es ist wichtig, eigene Recherchen durchzuführen und die Meinungen von verschiedenen Analysten zu vergleichen, bevor man eine Entscheidung trifft.
Fazit:
Fehler am Aktienmarkt können für Anleger kostspielige Folgen haben, daher ist es wichtig, sorgfältig zu recherchieren und informierte Entscheidungen zu treffen. Es gibt jedoch eine Vielzahl von Fehlern, die Anleger machen können, wie z.B. emotionales Handeln, mangelnde Diversifikation, Überoptimismus und fehlende Kenntnisse über das Unternehmen oder die Branche. Um diese Fehler zu vermeiden, ist es ratsam, sich ausreichend Zeit zu nehmen, um über die Märkte und die von Ihnen in Betracht gezogenen Investitionen zu lernen, sowie eine ausgewogene und diversifizierte Anlagestrategie zu verfolgen. Darüber hinaus ist es wichtig, sich von unvorhersehbaren Ereignissen wie wirtschaftlichen, politischen oder gesellschaftlichen Veränderungen nicht beeinflussen zu lassen und stattdessen auf langfristige Ziele und Pläne zu achten.